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Aktuelles

14. Juni 2021

Offener Brief: Der Seepark darf kein neuer Augustinerplatz werden!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Horn, lieber Martin,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Breiter,

am letzten Samstag, 12. Juni, um 23 Uhr räumte die Polizei die große Seeparkwiese und verteilte an sämtliche Anwesende einen Platzverweis. Grund hierfür waren nach Angaben der Polizei nicht etwa Verstöße gegen die Corona-Verordnung, sondern ausdrücklich der Lärmschutz.

Dies kam nun schon zum wiederholten Male in kurzer Zeit vor. Der überwiegende Teil der Anwesenden hatte sich in normaler bis leicht erhöhter Lautstärke unterhalten, die einen Platzverweis nicht gerechtfertigt hätte. Gegen einzelne laute Gruppen mit Musik wurde nicht vorgegangen, stattdessen wurde direkt die ganze Wiese geräumt. Ein differenziertes Vorgehen der Polizei fand nicht statt. Ebenso gab es keine generelle Ansprache der Polizei, die Musik leiser zu drehen, sodass die vermeintliche Ruhestörung hätte beendet werden können, ohne zur drastischen Maßnahme der Räumung zu greifen. Ein solches Vorgehen ist aus unserer Sicht absolut inakzeptabel.

Der Vorfall reiht sich ein in das Vorgehen in ähnlichen Fällen an anderen Orten in Freiburg. Anstatt differenzierende und vermittelnde Lösungen zu suchen, wird zu generalisierenden, die Freiräume von jungen Menschen massiv einengenden Maßnahmen gegriffen. So ist es der Stadt inzwischen leider gelungen, den Augustinerplatz jungen Menschen vor allem am Abend als Freiraum zu nehmen. Auch der Späti beim Lederleplatz wurde von der Stadt massiv bekämpft und musste schließen. In Konflikten um Räume der Stadt wird wenig bis gar nicht auf die Bedürfnisse junger Menschen geachtet. Die weiterführende Verdrängung junger Menschen von Plätzen der Allgemeinheit führt aber zu Problemen, die die ganze Stadtbevölkerung betreffen.

An immer neuen Orten wird es zu Konflikten kommen, weil junge Menschen von ihren angestammten Plätzen vertrieben werden und mit ihnen keine befriedigenden Lösungen oder Alternativen von Seiten der Stadt ausgearbeitet werden. Junge Menschen brauchen diese Freiräume aber, um sich zu entwickeln und ihre Persönlichkeit zu entfalten. Gerade nach einer für junge Menschen sehr entbehrungsreichen Zeit mit starken Corona-Einschränkungen ist dies elementar. Psychische Krankheiten und Probleme werden immer weiter zunehmen, wenn hier nicht gegengesteuert wird.

Die zunehmende Verdrängung junger Menschen von öffentlichen Plätzen führt zudem dazu, dass Freiburg als Wohn- und Lebensort für junge Menschen unattraktiver wird. Durch unsere guten Hochschulen prägen insbesondere Studierende das Stadtbild. Wir wollen, dass das so bleibt. Die Einführung ein:er Nachtbürgermeister:in ist zwar zu begrüßen, alleine als Symbol wird das allerdings ohne eine grundlegende Bewusstseinsveränderung innerhalb der
Stadtverwaltung nicht ausreichen.

Wir fordern Dich, lieber Martin, und Sie, Herr Bürgermeister Breiter, auf, dafür zu sorgen, dass die Polizei und der Vollzugsdienst in Zukunft differenziert vorgehen und die Freiräume junger Menschen wahren. Bei Konflikten müssen akzeptable Lösungen für alle Beteiligten ausgearbeitet werden. Außerdem fordern wir die Stadt auf, endlich auf die vielen guten Vorschläge zur Schaffung von Freiräumen für junge Menschen wie unseren Vorschlag zur Umgestaltung einer Straßenbahn zu einem Jugendtreff einzugehen und umzusetzen.

Der Seepark darf kein neuer Augustinerplatz werden! Für ein gutes und friedvolles Zusammenleben aller Altersgruppen.


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